Neues Domizil für kritische, provozierende Kunst 

GALERIENPORTRÄT: Die Galerie Offermanns ist umgezogen und eröffnet neu in Mannheim-Feudenheim

Von unserer Mitarbeiterin Sybille Lauth

Momentan besucht man noch eine Baustelle, doch von Tag zu Tag nähern sich die neuen Räume mit dem großen Außenbereich dem Aussehen einer Galerie. Galeristin Natalia Offermanns ist bereits sehr gespannt auf aas Endergebnis. Nach fast sechs Jahren ist sie mit ihrer Galerie aus der Mannheimer Innenstadt weggezogen um im September in Feudenheim neu zu eröffnen. Die Räumlichkeiten neben dem Atlantiskino waren zwar gemütlich und zentral gelegen, aber einfach recht klein. 
Natalia Offermanns ist sich sicher, dass ernsthaft  Interessierte auch den kurzen Weg nach Feudenheim in Kauf nehmen. Dort hat sie mit ihrem Mann ein großes Haus erworben, um Kunst und Leben unter einem Dach zu vereinen. Mindestens fünf Ausstellungen soll es pro Jahr geben. Bei größeren Veranstaltungen will sie auch ihr geräumiges Wohnzimmer zur Ausstellungsfläche machen, es soll Ort der Begegnung  zwischen Künstlern, Sammlern und Interessierten sein. Mit einer solchen räumlichen Veränderung geht natürlich auch eine Neuorientierung des Konzepts einher, zumal durch die räumlichen Gegebenheiten viel mehr möglich ist, beispielsweise Lesungen oder Konzerte. 
Von nun an präsentiert sich die Galerie zudem vermehrt auf Kunstmessen. Den Anfang machte die Galerie mit der diesjährigen Art Frankfurt. Hier schaffte es Nathalia Offermanns einen Förderstand zu bekommen, eine Auszeichnung und Chance für eine junge Galerie. Doch sie hat es auch verdient, denn von Anfang an setzte sie sich für junge, noch unbekannte Künstler mit Potenzial ein. Bei Tee und selbst gebackenem Kuchen erzählt die sympathische Galeristin von sich und ihren Idealen. Äußerst wichtig sind ihr die persönliche Beziehung Und die gute, intensive Bindung zu den von ihr betreuten Künstlern. 
Sie findet es spannend, diese auf ihrem Weg zu begleiten, sie zu beobachten und zu fördern. Dazu gehört Teamgeist und eine ehrliche Zusammenarbeit. Auch knüpft sie Verbindungen zu ihrer russischen Heimat. Allerdings sei es nicht leicht, dort geeignete Künstler zu finden, denn die wenigsten schaffen den Sprung von der akademischen, gegenständlich ausgerichteten Ausbildung hin zur freieren Entfaltung. 
Eine ihrer Favoriten, die sie seit Jahren mit viel Elan fördert, ist die 1977 geborene Patricia Thoma, die an der Stuttgarter Kunstakademie studierte und schon viele Preise und Stipendien erhielt. Die mittlerweile in Berlin lebende Künstlerin irritiert und provoziert den Betrachter. Ihre Frauenporträts sind nur auf den ersten Blick hübsch, auf den zweiten suchen sie die Konfrontation. 
Auch die Raum-Objekt-Installationen von Justyna Köke sprechen den Betrachter direkt an. Die roten Stoffarbeiten strahlen Aggressionen und lösen vielfältige Assoziationen aus. Natalia Offermanns liebt dieses Widerspiel zwischen Betrachter und Objekt. Bilder, die man sich übers Sofa hängt sind dies nicht unbedingt. Offermanns, die eine möglichst breite Ausrichtung anstrebt, unterstützt kritische, provozierende Kunst, auch wenn diese schwerer ihren Käufer findet. 
Als Autodidaktin gründet Natalia Offermanns 1999 die kleine Galerie, die sich auf diesem schwierigen Markt ganz gut behauptete. Mittlerweile ist sie mit ihrem Studium der Kunstgeschichte in Heidelberg beinahe fertig und voller Elan, den sie in wirtschaftlich schlechten Zeiten nötig hat. Zur Eröffnung der Feudenheimer Galerie im September präsentiert Offermanns "ihre" beiden Künstlerinnen Patricia Thoma und Justyna Köke. 

© Mannheimer Morgen   –   19.07.2005