Die Gegensätze betont  

AUSSTELLUNG: Ana Leibach und Vladimir Smakthine 

Von unserm Redaktionsmitglied Manfred Lohmeiner

In der Mannheimer Galerie Natalia Offermanns hängt ein eigentümliches Bild. Darauf zeigt der Blick in einen Hinterhof ein Fenster, wo kein Fenster sein kann, zeigt eine Tür, wo keine Tür sein kann, und zeigt einen Dachvorsprung, wo kein solcher sein kann. Vladimir Smakthine hat es nach einer Fotovorlage erarbeitet, und obwohl es so unstimmig aufgebaut und dazu völlig unnatürlich ausgeleuchtet ist, strahlt diese Arbeit eine wehmütig anheimelnde Atmosphäre aus. Sie belebt das, Klischee vom melancholischen Russland, und dazu. passen auch Smakthines Bilder „Abendrot“ und „Herbst“: Expressionistisch kippende Perspektiven und klare Farben — Rot, Gelb.
Über die weiteren Bilder Smakthines, der nicht zum ersten Mal in dieser Galerie ausstellt, aber zum ersten Mal mit Werken zu sehen ist, die nicht einen Menschen zeigen, gibt es wenig zu sagen. Dick, allzu dick ist die Farbe aufgetragen, die Lichtführung ist willkürlich, und ohne Aussagekraft berühren sie kaum.
Anders ist das bei den Wandobjekten des in Mannheim lebenden Künstlers Werner Degreif, die nicht nur Isolation verbildlichen, sondern auch an eigene Ängste erinnern. Degreif hat aus Leinwand, Drahtgestellen und Schaumstoff seinen Mal-Untergrund modelliert, und die Posen, in die er seine Figuren setzt, erinnern wegen ihrer Heldenhaftigkeit im Alltag - obwohl es eher leidende als triumphierende Helden sind - an den sozialistischen Realismus. Zufall, wie der Künstler sagt, zumal er seine Figuren nur aus der Rückensicht: zeigt.

„Stadt ohne Menschen / Menschen ohne Stadt“ heißt das. .Thema dieser Doppelschau, mit der Offermanns ihrem Prinzip des Künstler-Dialogs treu blieb. Das ist gut so, denn Smakthines menschenlose Arbeiten allein würden die Galerie kaum überzeugend füllen, während Degreifs verkaufsunfreundlichen Formate sich den Marktgesetzen angenehm entziehen.

© Mannheimer Morgen   –   2000