Ins Netz gegangen |
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Glas, Terrakotta und Malerei bei Offermanns |
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Verguckt hatte sich Natalia Offermanns bei einer Ausstellung Stuttgarter
Akademiestudenten in die Glas- und Keramikkunst der Erasmusstipendiatin
Katarzyna Krej aus Polen. Deren Fischernetzen ähnelnden Behange hatten
es ihr angetan: Weibliche Büsten in Miniatur aus glasiertem Terrakotta,
mit Schnüren zu einem Netz verwoben. Ihre Silhouette gleicht Kleidern,
Schürzen oder ärmellosen Oberteilen. Ein bisschen erinnert die über
Eck gehängte Installation auch an modische Netzhemden. Die Terrakottabüsten
rangieren zwischen Grün, Blau, Grau und Braun, wodurch eine fließende
Bewegung von Meerestönen hervorgerufen wird. Katarzyna Krej, geboren
1979 im polnischen Sosnowiec, studiert seit 1999 an der Akademie der
Bildenden Künste in Breslau schwerpunktmäßig Glasdesign. Als sie die
Ausstellung präparierte, gab sie eine Gratis-Vorstellung ihrer
Fingerfertigkeit. In Windeseile formte sie vor den Augen Natalia
Offermanns Fäden blutroten Glases mit einem Brenner zu einem leichten
Gebilde aus Zick-Zack-Linien. Sie platzierte diese zwischen fünf
senkrecht stehenden transparente und dickwandigen Glasscheiben.
„Schmerz“ nannte die Virtuosin des fragilen Materials diese
Arbeit, möglicherweise um die Assoziation fließenden Blutes beim
Schnitt mit Glas zu wecken. Ihre drei im Schaufenster sich
aufplusternden Kugeln, deren Dellen an eine Mondlandschaft erinnern und
die sich mit ihren roten Stacheln aus Glas etwas Wehrhaftes zugelegt
haben, können uns zum Träumen verleiten. Sie sind wie auch das
„Sommerfeld“ genannte Gebilde das eher der strahlenden Schönheit
einer Eislandschaft gleicht, unter Einwirkung von 1200 Grad Hitze
entstanden. Conny Grabowski malte für die Ausstellung bei Offermanns Strommasten
in Gelbweiß, Grau, Braun und Schwarz. Teils überzog sie die Leinwände
mit einer Schicht Pergamentpapier, die sie mit spitzen Instrumenten
einritzte, um eine räumliche Wirkung im Bild zu erzielen. In den 40ern
hatte dies bereits der Italiener Lucio Fontana erfolgreich angewandt.
Schließlich lässt sich hier schon die werdende Bühnenbildnerin
erkennen. An der Berliner Schule für Darstellende Künste ausgebildet,
sucht sie auch in den weniger gefälligen Motiven wie den hintereinander
gestaffelten Oberleitungen nur einen Vorwand für räumliche Wirkung. |
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© Mannheimer Morgen – 12.05.2004 |