Energie in Bildern  

AUSSTELLUNG: Galerie Offermanns zeigt Conny Grabowski  

von unsere Mitarbeiterin Sibylle Lauth  

Schon der Blick durch die Schaufenster der kleinen Galerie "Natalia Offermanns" macht neugierig darauf einzutreten. Oberleitungen, also die Drähte und Kabel, die uns täglich draußen begegnen, die wir gar nicht mehr wahrnehmen, vielleicht am ehesten, wenn sie unseren Blick auf die Landschaft stören, sind das Thema der gegenwärtig zu sehenden Ausstellung. Die Drähte transportieren Strom, Energie, und genau diese Energie verströmen auch die Bilder von Conny Grabowski, einer jungen Künstlerin, die sich ein ganzes Jahr leidenschaftlich mit dieser Thematik beschäftigte.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Drähte, die sich kreuzen, gemeinsam parallel verlaufen und sich dann wieder verlieren, mit sicherem Pinselduktus aufgetragen, gezeichnet in leichten dunklen Strichen, manchmal in lichten Brauntönen. Stets spürt man die Atmosphäre, ja fast das Vibrieren der Stromkabel. Die begabte Künstlerin macht die Luft um die Masten und Kabel fühlbar und es sind zugleich Himmel- und Wolkenbilder entstanden. Einmal verwendet sie das traditionelle Format des Triptychons, bestehend aus drei regelmäßigen Quadraten, ein anderes Mal ist es ein Diptychon oder ein Einzelbild.

Mal wieder beweist die Galeristin Natalia Offermanns ihren sicheren Blick für ein junges Talent. Ihr Gefühl für Qualität beschert Mannheim regelmäßig Ausstellungen, die sich nicht nur erfreulich von der Masse abheben, sondern auch hervorragende Bilder zu niedrigen, sprich erschwinglichen Preisen garantieren. Aber dabei bleibt es meist nicht lange, zumindest in der Vergangenheit schnellten die Preise der von ihr vertretenen Künstler schnell in die Höhe, beispielsweise bei Patricia Thoma, die kurz nach ihrer Entdeckung durch Offermanns einen hochkarätigen Kunstpreis erhielt und deren Werke heute sehr viel höhere Preise erzielen. Und schnell umwerben natürlich größere Galerien die von Offermanns entdeckten Künstler.

Doch zurück zu Conny Grabowski. Das Können der 1976 in Berlin geborenen Künstlerin wurde bereits mit sieben Jahren entdeckt und im damaligen Osten Deutschlands gezielt gefördert. Sie besitzt eine Ausbildung als Töpferin, als Bühnenbildnerin und studierte vier Jahre an der Schule für Darstellende Künste "Die Etage". Sie vermag mit allen klassischen Materialien zu arbeiten. Dass sie auch dreidimensional wirkt, spürt man in den jetzt ausgestellten Bildern. Mit Sicherheit werden wir noch von der momentan in der documenta-Stadt Kassel lebenden Conny Grabowski hören. Ein Besuch der Ausstellung lohnt sich!

Galerie Natalia Offermanns, Mannheim (K 2, 33), bis 17. Dezember, dienstags und freitags 17.30 bis 20.30 Uhr, samstags 13-15 Uhr.

 

© Mannheimer Morgen   –   04.02.2000